Über die Grenzen des Erträglichen. Briefgespräch mit Reinhard Jirgl


Originaltext der niederländischen Übersetzung aus nY #3 (2010).
Fragen: Arne De Winde und Bart Philipsen
 

Die Wende – 20 Jahre danach

2009 ist ein geschichtsträchtiges Jahr. Deutschland feiert nicht nur das 60-jährige Bestehen der Bundesrepublik Deutschland, sondern auch den 20. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 1989. Wie beurteilen Sie die multimediale Erinnerung an dieses Ereignis?

Eine der erstaunlichsten Fähigkeiten des Kapitalismus ist seine Fähigkeit, praktisch alles, auch ihm Widerstrebendes, zu kommerzialisieren. Das betrifft sämtliche Erscheinungen im gesellschaftlichen wie im individuellen Leben, ob historisch oder aktuell, psychisch oder materiell. Man könnte darin eine “Bannung der Furcht durch Geld” vermuten. Hierzu gehört auch vonseiten “des” Westens der einstige Umgang, mit dem Staatssozialismus, so mit dem in der DDR, und heute die multimediale Wiederaufbereitung (die symbolische Auferstehung) dieses Gebildes in Form von ephemeren Erinnerungs-Kampagnen mit all ihren sekundären Begleitelementen, wie der historischen Aufbereitung als Geschichts-Entertainment (Filme, Musicals, Pseudodokumentationen mit großem Spielfilmcharakter), Bücher mit eigens erstelltem thematischen Zuschnitt, Devotionalienhandel etc., was die Kommerzialisierung der historischen Fakten als Thema ermöglicht, gleichbedeutend mit der symbolischen Beerdigung nach dem Einstreichen des Profits.

Dabei ist das qualitative Spektrum so groß und weitgefächert, wie bei sämtlichen Unterhaltungsveranstaltungen: von der historiografischen Dokumentation bis zur Spaßpflege. Letztere, besonders in ihren Auswüchsen der Ostalgie, empfinde ich als besonders ärgerlich.– So bleibt für mich als Gesamteindruck ein seifiges Empfinden, was typisch für den Umgang mit jeglicher Historie, ob NS oder Staatssozialismus, in der Gegenwart geworden ist.

Verrät auch der klagende Sehnsuchtsruf nach dem Wenderoman eine solche Kurzsichtigkeit oder Uniformisierungsdrang hinsichtlich der Verarbeitung von Zeitgeschichte?

Er ist nur ein Bestandteil innerhalb dieser großen Verwandlungsbewegung: Historie in Kommerz. Gutgemeinte Anliegen ändern an dieser Lage nichts. Außerdem wären Schriftsteller schlecht beraten, wenn sie sich von Feuilletonisten ihre Arbeit diktieren lassen würden.

Inwieweit war die Wende Ihres Erachtens tatsächlich ein “Weltenumbruch”, wie Ingo Schulze behauptet? Sowohl in Ihren Romanen als auch in Ihren Essays legen Sie nahe, dass unmittelbar nach dem Verschwinden dieser einen Mauer eine “Neuemauer” aufrückte, d.h. neue Grenzen und Feindschaftslinien.

Ich würde einen so emphatischen Begriff wie “Weltenumbruch” nicht verwenden, suggeriert er doch den Vorweggang von etwas dem Jetzigen vollkommen Konträres, tatsächlich Anderes, das durch aktive Maßnahmen revolutionärer oder anderer Art abgeschafft, also “umgebrochen” worden sei.

In Wahrheit war der Staatssozialismus ein auf dem Boden des 19.-Jahrhundert-Bürgertums zementiertes Gebilde, unterlag also grundsätzlich (klein)bürgerlichen Werte- und Handlungsnormen, mit dem Unterschied der außer Kraft gesetzten bürgerlichen Ökonomie, an deren Stelle der Terror nach Innen und nach Außen gesetzt wurde. Als diese Methode nicht mehr funktionieren konnte (u.a. wegen der Kostenexplosion in der Rüstungsindustrie), geschah die zum Teil feindliche Übernahme durch das stärkere Unternehmen namens westliche Demokratie. Also ein im wesentlichen behördlicher Vorgang, kein Weltenumbruch, schon gar keine Revolution.

Die Formulierung “Neuemauern rücken auf”, die in einem meiner Bücher vorkommt, gehört zur Figurensprache in diesem Buch; ich argumentiere dagegen eher mit Begriffen wie “Freund- und Feindschaftslinien”, die mir für diese Verhältnisse, und beiweitem nicht erst nach dem Fall der Mauer, angemessener erscheinen. Das obsolete, einem (virilen) Ein- bzw. Ausschließungsbedürfnis folgende Mauer-Konstrukt spiegelte noch nie die wirklichen Verhältnisse wider. Interessant in diesem Zusammenhang ist allein das psychologische Moment des Denkens in Mauer-Begriffen; es verrät sehr viel vom Zustand des so Denkenden – hierzu gehören auch diese nicht nur unsinnigen, sondern vielmehr irreführenden Vokabeln zur Rasterung in “Ossi”/”Wessi” -, von den wahren Verhältnissen allerdings nehmen diese Vorstellungen gar nichts auf. 

Staatengeschichte

Der Familienroman Die Stille, den ich nun gerne als Ausgangspunkt unseres Gesprächs nehme, entwirft ein beeindruckendes Panoramabild Deutschlands im 20. Jahrhundert. Fünf Systemwechsel haben die Protagonisten miterlebt, fünf Staaten in nicht einmal 80 Jahren, von Kaisserreich über Weimarer Republik, Nazideutschland, DDR, BRD bis hin zum wiedervereinten Deutschland. Entwirft diese “Art literarischer Systemvergleich” (wie Martina Meister den Roman bezeichnet) nicht das Bild einer grundsätzlichen Unveränderlichkeit oder einer katastrophischen Kontinuität, ist doch jeder Staat nur “eine Hydra im Kreislauf der-Ewigen-Geschichte…..”?

Das kommt einzig auf die gewählte Erzähl- bzw. Reflexionsperspektive an. Ich habe im Roman Die Stille aus vielerlei Quellen von und über Menschen erzählt, die in den Zeitläuften niemals die Kommandohöhen der jeweiligen Mächte innehatten; sie sind daher um so besser geeignet, durch die Art und Weise ihres Lebens über die Zustände von Macht und deren “Aushärtung” zu Herrschaft Auskunft zu geben.

Die Kommandohöhen allgemein bilden die Sphäre der Parolen; in den untergeordneten Schichten innerhalb der Gesellschaften verzeichnet man die Wirkungen dieser Parolen. Hier sind die Orte der Kommentare: Die Leben selbst bilden das Medium für Schrift, die durch Obrigkeiten eingebracht werden. Doch bleibt dieser Vorgang bekanntlich kein einseitiger Prozeß; die Wirkung dieser eingebrachten Obrigkeits-Schrift ins gesellschaftliche Medium (in die untergeordneten Schichten) zeitigt ihrerseits Wirkungen nach Oben (die Macht der Unteren, der Minderheiten etc.), unabhängig vom politischen Typ einer Gesellschaftsformation, woraufhin die neuerlich eingebrachten Schriften ihre Modifikationen erfahren (veränderte, erweiterte Gesetze, Normen, Regeln). Schon Immanuel Kant sprach davon, daß Gesetze niemals für die guten Menschen, sondern für die Bestie gemacht seien – der Grad an Bestialität findet sich allerdings in allen Etagen des gesellschaftlichen Zoologiums.

Was jeglichem Staatsgefüge zugrunde zu liegen scheint, ist der gewaltsame Zugriff auf den menschlichen Körper oder die Reduktion des menschlichen Daseins auf eine „Motorik des Daseinmussens”. Ist der „Kassenzettel”, auf dem der Lebenslauf eines kriegsversehrten Protagonisten in Die Stille zusammengefasst wird, in dieser Hinsicht nicht Signum des 20. Jahrhunderts?

Ja, genau das habe ich empfunden, als ich dieses Dokument sah. Es war daher einer der Auslösemomente zum Schreiben dieses Buches. 

eigen-Sinn & Engagement

Was kann der Mensch aber angesichts einer solchen biopolitischen Ordnung ins Gefecht führen? Verbildlicht sich nicht in Georgs Foto des “im Rinnstein verknüllten Transparententuchs” der Bankrott von Protest und Engagement? Oder liegt die Möglichkeit des Widerstands vielmehr auf individueller Ebene, wie leitmotivisch in Ihrem Werk auftretende Begriffe wie “eigen-Sinn”, “Abtrünnigkeit”, “Renitenz” und “Anstand” nahezulegen scheinen?

Mich interessieren Formen des (zumeist ungewollt oppositionellen) Gemeinwesens im Innern einer bestehenden Gesellschaftsordnung. Das heißt für diese Arbeit am Buch Die Stille im einzelnen:

– Was heißt für den Einzelnen das Ertragenkönnen von eigentlich Unerträglichem? Wo liegen die Grenzen? Und was geschieht, wenn diese Grenzen endgültig überschritten werden (müssen)?
– Die Staaten kommen und gehen, die Akten (Dokumente, Urkunden etc.) = die bürokratisch geronnenen Geschichtszeugen aber bleiben.
– Welcher Gemeinsinn nach welchen Regeln läßt sich dabei im Innern einer Macht-Herrschafts-Gesellschaft errichten?
– Welcher Art sind die Interaktionen zwischen der äußeren und der inneren Gesellschaft?

Im zentralen Bereich des Buchs wird die Geschichte eines privaten Anwesens (Haus, Hof, kleines Feld) im fiktiven Dorf Thalow in der Niederlausitz über fast ein Jahrhundert hinweg erzählt; die verschiedenen staatlichen und unternehmerischen Zugriffe auf diesen Besitz bilden einen Drehpunkt im familiären Geschehen.(1)

Hierzu ein aktuelles Beispiel. Im New Yorker Stadtteil Queens sollen nach dem Konkurs verschiedener Immobilienfirmen im Jahr 2009 die entsprechenden Anwesen zwangsversteigert werden. Im Handumdrehn würden in etlichen Straßenzügen aus den Anwohnern Obdachlose. So haben sich die Bewohner unter dem Druck der Ereignisse zusammengeschlossen, Petitionen verfaßt, die eigentlich mit dem Vollzug beauftragten örtlichen Sheriffs, selbst von den Zwangsräumungen behelligt, weigerten sich, die anberaumten Maßnahmen durchzuführen. So entstand eine jener unfreiwillig oppositionellen Zellen, die von einem bürgerlichen Gemeinsinn getragen werden.

Unabhängig davon, welches Ende dieser New Yorker Episode, und mehr als das ist es vorläufig nicht, auch beschieden sein mag, so nimmt sie auch den immerhin möglichen Anfang für politische Opposition vorweg: Denn exakt hier – zwischen erträglich und unerträglich – positioniert sich der widerstrebende Gemeinsinn von Menschen, sobald sie sich der Gewähr eines menschlichen Grundbedürfnisses beraubt sehen: des Grundbedürfnisses nach Lebenssicherheit.

Die Vernunft ist hierbei auf Seiten dieser aus dem Zwang erstellten oppositionellen Gruppierung, während die reguläre administrative Gewalt ihre Unvernunft herzeigt – innerhalb der Hierarchiengefüge eine bedeutsame Inversion!

Ich würde es für arg vermessen halten, wenn ich allgemeine Regeln für Resistenzen aller Art und deren Bewertung aufstellen sollte! Die Gefilde für Resistenz in allen politischen Systemen sind sehr fein lamelliert, besonders in Diktaturen. Ob überhaupt und wenn ja, welche Form jeder einzelne wählt, nicht jeder ist zu einem Georg Elser geschaffen!, das hängt einmal von seiner eigenen Courage ab, sodann aber von seiner gesellschaftlichen Position (hinsichtlich des Wirkungskreises und damit der Wirksamkeit der widersetzlichen Handlungen). Auch spielt hier die alte Frage der Pflicht zum Widerstand hinein, die schon Carl Schmitt beantwortete, indem er ausführte, daß derjenige, der Widerstand von einer Person einfordert, auch sagen muß, wie er diese Person zu schützen gedenkt. – Ich vermag im Schreiben, also in der ästhetischen Entscheidung, auch ein Widerständiges zu erblicken, denn die ästhetische Wahl ist kein Privatvergnügen, sondern bedeutet neben der künstlerischen immer auch eine politische Entscheidung, so wie niemals der Inhalt, sondern die Form eines Kunstwerks auch politisch ist.

Die Kernfrage, die einer der Erzähler sich stellt und die ich nun auch an Sie richten möchte, ist aber: “Ab ?welchem Punkt wird aus eigen-Sinn Wahn-Sinn.” (Die Stille, 216). Ist es der Punkt, an dem Frust in Gewalt umschlägt – wie exemplarisch bei der Selbstverbrennung Peter-Paul Karges, dem Attentat Dorotheas oder dem Amoklauf (in Abtrünnig)?

Diese Frage schließt an die vorangegangene an, und zwar in Hinsicht auf die Inversion der Vernunft, die bislang verwaltet wurde von der Exekutive: Die zunehmende Selbstdelegitimation dieser Instanz (vielleicht aus Mangel an verwertbarer politischer Substanz?) aber verteilt auch die Regeln im Innern einer Gesellschaft neu. Was als “sinnlos” und “kindisch”, mithin als irrational (Dorotheas Mord an dem Geschäftsführer eines Energiekonzerns) aus der Sicht der alten obwaltenden Vernunft bezeichnet werden muß, verliert diese Bewertung auf der anderen Ebene und formuliert sich als die oberste Errungenschaft von Vernunft: der Verlust von persönlicher Lebensangst (wie das Dorothea im Disput mit dem Kriminalkommissar bekennt: S. 521), der Rest ist “ein gotzverdammter Spaß”. Siehe hierzu weiteres unter der nächsten Frage. 

Familie und ANGST

Ihre beiden Familienromane, Die Unvollendeten und Die Stille, führen vor, wie die Familie im 20. Jahrhundert kein bürgerlicher Schutzraum ist, sondern ein von gesellschaftlichen Gewalt- und Herrschaftsformen durchdrungenes Kraftfeld, in dem Traumata und Ticks die transgenerationellen Grenzen überschreiten. Was von Generation zu Generation – sozusagen als “seelischer Buckel” (Die Unvollendeten), “Familien-Macke” oder “Webfehler im genealogischen Stoff” (Die Stille) – weitergegeben wird, scheint nicht nur die bereits erwähnte Unbeugsamkeit, sondern auch eine gewisse Angst – die Angst vor Erbschaft oder Verwandtschaft selbst…

Angst ist zunächst ein vitaler Reflex und ist eine Reaktionsbildung auf eine Gefahrensituation mit unbestimmtem Ausgang, gegenüber der man sich entsprechend einrichten muß: entweder der Gefahr begegnen, wenn es die eigenen Kräfte erlauben oder aber ausweichen, wenn das im Bereich des Möglichen liegt. Globale Gefährdungen aller Art des Menschen allerdings bieten kaum Auswegmöglichkeiten, ebensowenig im Politischen, weil durch die fortschreitende Entwicklung der Globalisierung hin zum Weltstaat im gleichen Maß die Möglichkeiten zum Exil verschwinden.

Anhand eines Beispiels läßt sich die Entwicklung im funktionalen Umgang mit dem Angst-Phänomen gut aufzeigen. Ich erinnere die Bürgerprotestdemonstrationen in der Bundesrepublik zum Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre wegen des sogenannten “Nato-Doppelbeschlusses” sowie die ersten Antiatomkraft-Demonstrationen etwa zur gleichen Zeit (überflüssig zu sagen, daß derlei öffentliche Kundgebungen in der DDR und im gesamten Ostblock verboten waren). Im Zuge dieser Massendemonstrationen wurden Transparente mit der Aufschrift “Ich habe Angst!” hergezeigt. Eine solche öffentliche Bekundung zur “Weichheit” war damals neu und wirkte verstörend.

Die Rhetorik der Angst erreichte seinerzeit in der Öffentlichkeit einen sehr hohen Verbreitungsgrad, sie wurde förmlich zum Markenzeichen für Aufgeklärtheit und hohen moralischen Standard. Die Rhetorik dieser Zeit war zudem sehr aggressiv gegen jede von dem Ich-habe-Angst-Bekenntnis abweichende Meinung: Angst wurde schließlich zur rhetorischen Waffe innerhalb der Verteilungsbestrebungen bezüglich der “besten Plätze” im gesellschaftlichen ranking, einer frühen Form der heute grassierenden “politischen Korrektheit”. – Anderseits wurde rasch einsichtig, daß unter dem Begriffder Angst ein ganzes Bündel diffuser Unbehaglichkeitsempfindungen kursierte, die jeder Einzelne sowohl aus seiner privaten als auch aus seiner gesellschaftlichen Umgebung heraus wahrnahm, die zum Teil von dem ursächlichen Thema bereits weit entfernt lagen; die Argumentationen verwässerten, die Rede ging ins “allgemein Menschliche”, kurzum: Angst wurde medial einverleibt und zum standardisierten Thema.

Das markiert einen Umschlagpunkt, und der oben unter der ersten Frage angesprochene Effekt der Lernfähigkeit “des” Kapitalismus trat in Funktion: Der Haupteffekt in Massendemokratien ist die massenhafte Verbreiterung von Diskursen zur Steuerung und Kontrolle derselben, das einst (ver)störende Thema gerät zum diskursiven Massenbedarfsartikel.(2)

Ob bei dem genannten Beispiel oder bei ähnlich gelagerten, die mediale Strategie ist stets die gleiche: 1. Aufgreifen einer problematischen Thematik, d.h. Herauslösen aus ihrem ursprünglichen Konnex und Verwandlung in sprechbare Muster (Rede); 2. Codierung der Rede in brauchbare, d.h. verkaufbare Muster; 3. Nivellierung der Argumente, und damit 4. Banalisierung bzw. Formalisierung der Thematik, schließlich daraus folgend 5. die Verwandlung der ursächlich mit Angst besetzten Thematik in praktische Handlungsweisen von Wirtschaft und Politik (verschärfte Sicherheitsgesetze). Die Einflußnahme z.B. von Wirtschaftslobbyisten auf die Energie- und Gesundheitspolitik in den Gesellschaften erfährt selbst bei immensen Kostensteigerungen für den Einzelnen dennoch eine hohe Akzeptanz, solange die Rede der Krisenbewältigung und der Abwehr gegen die funktionalisierten Angstmuster deren Niederhalten versprechen können. Und die unerträgliche Gleichförmigkeit dieser Reden bildet den Garanten für öffentliche Akzeptanz.

Um ein aktuelles Beispiel zu wählen: Mit Steuergeldern, die die Bürger aufzubringen haben, werden vom Staat Teile der Privatwirtschaft saniert wegen desaströsen Finanzaktionen, die jene Privatwirtschaftler in der Vergangenheit betrieben haben und damit in die Insolvenz gerieten (Folge: tausende Arbeitslose, privater finanzieller Ruin). Nach der vorgestellten Sanierung aber tritt die gleiche, international agierende Clique zur Fortsetzung ihrer Machenschaften an, gemäß dem Motto “Weiter wie gehabt”, um nunmehr aus kommunalen Mitteln privaten Gewinn herauszuschlagen, zudem tritt in diesem Prozeß der Staat selbst als Locker mit Steuergeldern auf den Plan. Diese Umstände sind praktisch jedem Bürger bekannt – ironischerweise durch “aufklärende” Berichterstattung in öffentlichen Medien. Doch folgt daraus augenscheinlich kaum ein Grund zur nennenswerten öffentlichen Empörung, weil vor dem Hintergrund des bereits Geschehenen das von den fraglichen Diskursen installierte Angstniveau vor dem Verlust sämtlicher Spar- und sonstiger Finanzguthaben, und damit vor dem privaten Ruin, einen solch hohen Grad erreicht hat, daß praktisch alles, was den Anschein des Rettenden trägt, in Kauf genommen wird.

Hieran wird deutlich, daß gegenwärtig sowohl im nationalen wie im globalen Maß innerhalb der gesellschaftlichen Kräfteverteilungen eine starke Asymmetrie besteht, im speziellen eine Asymmetrie der Angst. Während weite Teile der Weltbevölkerung in wieder anthropologische Ängste versetzt sich finden – längst schützen weder pekuniäres noch Bildungsvermögen vor Arbeitslosigkeit und Ruin, deutlich gemacht auch an der Zwangsproletarisierung weiter Kreise von Intellektuellen, ohne Beteiligung an den Vorteilen des Proletariertums (man stelle sich den streikenden Philosophen vor!) -, bewegt sich eine bestimmte Gesellschaftsklasse, besonders die der Wirtschafts- und Finanzmarktfunktionäre bezüglich der anthropologischen Behelligung in nahezu angst-, will heißen verantwortungsfreien Zonen. Demgegenüber finden sich die gesellschaftspolitischen Ängste im allgemeinen diskursiv gerastert sowohl zu affirmativen als auch zu feindschaftlichen Gruppierungen: politische und religiöse Radikale aller Arten als die äußerste und zugleich die effektivste Form des Regiertwerdens; die vermeintlich oder tatsächlich zunehmende Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung entspricht also dem Regierungskalkül. Ob Links- oder Rechtsradikalismus, die von “Extremisten” aller Farben geplanten Anschläge, Mordversuche, Attentate in und gegen öffentliche Einrichtungen und Personen: Staatsfeinde sind immer zur Stelle, sobald ein Staat Feinde benötigt.

Worauf diese Erörterung also hinausläuft, ist das Problem der falschen und der fehlenden Öffentlichkeit. Das Gesagte bezeigt, daß in den Massendemokratien ein immer breiter ausgetragenes “Veröffentlichen” von Problemlagen um so stärker den fundamentalen Mangel an Öffentlichkeit bloßstellt: Seien das Pläne und Szenarien für weltweite Konflikte, wie militärische und Wirtschaftskriege, Manipulationen an den Börsen sowie Rohstoff- und Armut-Reichtum-Verteilungen; abgesehen von zufälligen Indiskretionen, bleiben sie sämtlich im Stadium ihres Entstehens jeder Öffentlichkeit entzogen.

Inwieweit ist die Angst aber nicht nur Katalysator von Familiengeschichte, sondern eben auch von Weltgeschichte, oder wie es in Die Stille heißt: “ANGST – stinkende blutige knochennackte erbarmungslose ANGST….. Die uns antreibt hintreibt forttreibt – “ (146)?

Ausgehend von der gegebenen Lagebeschreibung setzt sich auf der Ebene der Alltagsgesellschaft, insbesondere der in den Großstädten, ein Effekt durch, den ich als den Verlust des Gemeinsinns bezeichnen möchte. Diesem Thema habe ich bereits einen gesonderten Vortrag gewidmet. Hier in aller gebotenen Kürze, und im Anschluß an das oben Geschriebene, eine der hauptsächlichen Überlegungen. Wenn also eine solche, praktisch die gesamte Gesellschaft zu behelligen fähige Lage einsichtig wird, dann muß die Einheit einer Gesellschaft allein ex negativo erscheinen, und die Idee der Verneinung alles Gesellschaftlichen dürfte die erste Reaktion ausmachen. Damit aber geht die Fähigkeit verloren, die umgreifende Negativerfahrung durch die Außenwelt in positiven Zusammenhang mit dem Ich zu bringen, diejenige Instanz, die man durch erzwungene Anpassungsprozesse verlor. Der notwendige Widerstand, einst hervorgegangen aus der kritischen Reflexion über die Zerstörung des Denkens, ist aufgebraucht oder in Bann geschlagen, die Verneinung des Übelstands mutiert zur generellen Verneinung dessen, was man nunmehr als Ursache des Übels ausmachen will: das gesellschaftliche Sein schlechthin mit seinen bestimmenden Größen für Erkenntnis und Erfahrung, vorrangig dem Sinn für das Gemeinwesen.

Inwieweit beherrscht – wie der erste Romanauszug suggeriert [Ausgehbonbon] – auch Angst unsere Erfahrung der globalisierten Großstadt?

Das in Abtrünnig erwähnte “Ausgehbonbon” im Zusammenhang mit der Schiffs-Metapher – der Körper des Schiffs als einziger mit dem Sicherheitsempfinden aus der Heimat übriggebliebene Ort gegenüber der allfälligen Feindschaft der Meere (= der Gesellschaft) – bezeichnet die individuelle Angstbewältigung dieser Person. Stets werden Rituale jeglicher Form sich anbieten zur Bannung und Hege von Ängsten, erscheinen diese Rituale und ihre Motoriken dem Außenstehenden auch noch so albern. 

Das Aufbrechen der verpanzerten Wahrnehmung

Unterschreiben Sie in diesem Sinne die These eines der Protagonisten, “die Herkunft aller Kunst” sei “nicht die Anbetung von Schönheit, sondern die Bannung von Schrecken” (300)?

Ja, in der ersten Stufe von Bedeutung. Das gilt auch im Besonderen für die Herkunft jeder Mode: Jede Mode ist dann die Maske für einen ursprünglichen (kriegerischen) Schrecken, sofern der sich in Attraktivität zu sublimieren wußte.

In Aufsätzen und Interviews haben Sie – unter Berufung auf Walter Benjamin – behauptet, Ihre Literatur versuche mittels komplexer Konstruktionsverfahren die – durch Angst und eben auch Dummheit – verpanzerte Wahrnehmung aufzubrechen. Könnten Sie diese Methodik bitte näher erläutern?

Einer der Hauptgründe für die Verpanzerung des Wahrnehmens ist die – freiwillige oder erzwungene – Unterwerfung unter autoritäre Wahrnehmungsmuster. Das von Immanuel Kant aufgegriffene Horaz-Zitat “Sapere aude!” – “Wage zu wissen!” -, d.h. wage deinen eigenen Verstand zu benutzen (man darf anfügen: deine eigene Lust am Denken) ohne Leitung und Lenkung durch eine fremde Autorität, ist ein erster, entscheidender Versuch, sich fremder Autoritäten zu entledigen. Kant sprach noch für den anderen Fall von einer “selbstverschuldeten Unmündigkeit”!

Um nun bei der Literatur sowie beim Rezipieren von Literatur zu bleiben, eröffnen sich eine Reihe von textkonstruktiven Verfahren, um den Panzer der Wahrnehmung aufzusprengen. Das beginnt schon bei der angelernten Methode, ein Buch “regulär”, also von Anfang fortschreitend zum Ende hin, zu lesen. Durch diese vom Autor und von der Konvention bestimmten Lektüreweise geht das verloren, was man seit alters her weiß, nämlich daß hinter Wörten andere Wörter sich verbergen, hinter Texten andere Texte, und scheinbar nebensächliche Wortgruppen können, folgt man ihnen “irregulär”, zugleich wie Nachschlüssel andere Sinnbereiche erschließen. Denn letztlich kann Literatur nur aus Literaturen hervorkommen, das ist beileibe keine Erfindung der Postmoderne, sondern dieser Umstand war schon in der Antike bekannt. Der “eine”, der autoritäre Sinn findet sich infolge dieser Lektüremethode aufgelöst, “zerstreut”.

Um einer solchen “Sinnzerstreuung”, dem ersten probaten Mittel gegen Verpanzerung, eine sinnliche Entsprechung zu geben, habe ich in meinen Büchern Abtrünnig und in etwas anderer Weise auch in Die Stille das Texteverketten, ein Link-System, eingeführt. Daraus kann sich eine diskontinuierliche Leseweise ergeben, die, und das möchte ich ausdrücklich betonen, keine Lese-Vorschrift, sondern einen Lese-Vorschlag darstellt, also genau wie mein Umgang mit Ziffern und Zeichen im Text kein Dogma, sondern eine Möglichkeit zur Bereicherung und zum Steigern der Lektürelust bieten kann! Freilich wird ein Leser, der den Links gefolgt ist, andere Informationen vom Hergang der Geschichten haben, als derjenige, der das Angebot ignorierte und in herkömmlicher Weise den Text gelesen hat bzw. nach eigenem Belieben mal die eine, dann die andere Leseweise verwendete. Wer nach welcher Methode daraus besser, d.h. besser informiert und lustvoller hervorgehen mag, das bleibt – in diesem wie in jedem Fall – dem Temperament des Lesers / der Leserin anheimgegeben.

Dass Sie in Ihren Romanen die unterschiedlichsten literarischen, philosophischen, literaturtheoretischen, naturwissenschaftlichen Diskursen intertextuell verarbeiten und öfters die Grenzen zwischen Literatur und Essayistik durchkreuzen, haben schon viele Kritiker bemerkt. Was aber öfters übersehen wird, ist Ihr literarischer Dialog mit Künstlern wie z.B. dem Bildhauer-Architekten Till Hohn, dem Maler Willem de Kooning oder zuletzt in Die Stille dem japanischen Photographen Naoya Hatakeyama. Wie entspricht die – auf Hatakeyama anspielende – nicht-organische Photographie Georgs Ihrer eigenen literarischen Methodik?

Das utopische Moment, nicht nur aber in besonderer Weise in der Literatur, besteht in der Suche nach dem Unmöglichen. Auf diesem Weg, sofern er konsequent beschritten wird, kann etwas Mögliches erreicht werden, das der weitergehenden Suche nach dem Unmöglichen zum Sprungbrett dienen kann, denn mit jedem Erreichten weicht das Unerreichbare ein Stück weiter in die Ferne. So formuliert sich für mich im Bereich der Literatur das Unmögliche in der Suche nach einem Text ohne Menschen. Das Aufhören “des” Menschen (als gesellschaftliches wie auch als einzelnes Wesen) hat für mich seit einiger Zeit etwas Faszinierendes. In einigen Fotoarbeiten des Japaners Hatakeyama ist dies mit den Mitteln seiner Kunst, des Fotografierens, insofern gelungen, als daß mit überlangen Belichtungszeiten sämtliche Menschen, weil Menschsein auch Bewegung (Arbeit) in der äußeren Welt bedeutet, durch ebendiese Bewegungen die Menschen auf den Fotografien sich selbst abschaffen, sofern ihre Bewegungen schneller sind, als die Belichtungdauer, während die Errungenschaften des Menschen, insbesondere seine Gebäude für Schutz und Arbeit, sichtbar und erhalten bleiben. Das ist weitaus mehr als eine großartige Metapher, es scheint der stillen Formulierung eines Urzwecks “der” Menschen zu entsprechen, indem nicht nur die Texte bisweilen klüger sind als ihr Autor, sondern auch die Errungenschaften des Menschen wichtiger (schöner) sind als er selbst.

Ich würde “den” Menschen allerdings kein Ende in irgend Apokalypse, sondern ein Ende in Sanftheit zugestehen wollen – ich finde, das haben wir verdient, und sei’s nur, weil wir als Gattung solange durchgehalten haben. In gewisser Weise hat eine solche Möglichkeit zum Enden in Form des Stillstehens in Sanftheit Adalbert Stifter im Nachsommer konturiert. 

SCHRIFT – REZEPTION

Bitte, entschuldigen Sie, Herr Jirgl, dass ich die Totschlagfrage par excellence stelle: Aber, hat sich Ihr experimentelles Verschriftlichungssystem nicht längst erschöpft? Oder wie die Rezensentin Katrin Hillgruber es – polemisch überspitzt – ausdrückt: “Jirgls orthographische Mätzchen wirken wie Bodenwellen und Straßenpoller in einer verkehrsberuhigten Zone: Sie sollen den Lesefluss verlangsamen und die Aufmerksamkeit schärfen. Hier ist deutscher Bierernst in avantgardistischer Tarnung am Werk”.

Bei allem Respekt, aber viel von meinem Buch Die Stille wie auch von meinen ästhetischen Absichten scheint die von Ihnen genannte Dame nicht verstanden zu haben. Ihre Behauptungen folgen geradlinig dem Muster des Demagogen: Erst stellt man eine Sache schief dar, um anschließend die Schiefheit zu bekritteln.

Zunächst, ich habe niemals behauptet, meine Schreibmethode sei experimentell, avantgardistisch oder, wie bisweilen verlautet, subversiv schon gar nicht. Die Begriffe Avantgarde und Subversion sind mittlerweile obsolet, insbesondere weil niemals das Grundanliegen von kreativer Subversion – die Trennung von der Zerstörung – erfüllt wurde, sondern beides. Subversion und Destruktion, geistig und im Tun, war stets in eins gedacht und gesetzt. Von den Begriffen Avantgarde und Subversion in den Künsten sollte man sich daher bis auf weiteres verabschieden. Wer allen Ernstes heut als Avantgardist, als zugespitzt ästhetischer wie (politisch) aktionistischer Vorposten sich definieren will, der muß sagen, zugespitzt wovon und für wen? Mitsamt dem Bankrott politischer wie ästhetischer Entwicklungs- und Befreiungszwecke innerhalb einer dualistisch angeschauten Welt ist ein solches Monopol für Progression schlichtweg aussagelos geworden. Und die Geste der Subversion ist von der Literatur und den anderen Künsten längst hinübergewechselt in Sprache und Praxis der Parlamente. Hier ist wirklich noch etwas zu unterminieren: die Demokratie. Sie ist ohnedies in der Welt selten genug, noch seltener aber sind Demokraten.

Dies zum einen. Wenn die genannte Dame in meinen “orthographischen Mätzchen” die Absicht der aufgezwungenen Verlangsamung des Leseflusses vermutet, so ist dies bestenfalls eine Folge bei irgend Leser (vermutlich bei ihr selbst), entspricht aber niemals meiner Intention. Mir ist es vollkommen egal mit welcher Geschwindigkeit meine Texte gelesen werden. Ich muß hier nicht wiederholen, worin meine wirklichen Absichten im Verwenden des alphanumerischen Codes für die erzählerischen und die beschreibenden Zwecke in meiner Literatur bestehen, ich habe dies bereits mehrfach, zuletzt umfassend in der Aufsatzsammlung Land und Beute in dem Text “Die wilde und die gezähmte Schrift” getan. Wohl niemand käme auf die Idee, einem Autor den Gebrauch der 25 Buchstaben samt der Umlaute des Alphabets wie der zugehörigen Palette an Zeichen vorzuwerfen und deswegen zu vermuten, dieses Verschriftlichungssystem habe sich erschöpft. Was ihre Vorhaltung besagt, ist nichts anderes als das Unbehagen angesichts meines absichtsvollen Verstoßes gegen den grammatischen Totalitarismus des Dudenwerks, also des Angriffs gegen eine leitgebende Autorität. Nichts anderem als der Bereicherung der alphanumerischen Möglichkeiten für einen literarischen Text hinsichtlich einer gesteigerten Genauigkeit im Beschreiben und Erzählen dient meine Methode. Wessen Geist frei ist und wer als “mündig” sich erweist, der wird das bei der Lektüre zu nutzen wissen.

Im übrigen möchte ich anfügen, daß die Genannte in ihrer “Kritik” offensichtlich vollkommen unfähig war, das Generalthema des Buches Die Stille überhaupt wahrzunehmen! Nämlich den über fast einhundert Jahre währenden Kampf einer Familie gegen äußere Enteignungsversuche an Haus und Grundbesitz, dem wie oben erwähnten Inbegriff für ein Grundbedürfnis des Menschen nach Lebenssicherheit.– Dieses Nichtbemerken einer solchen Offenkundigkeit hat mich sehr erstaunt. Und ich will darin mehr als nur die Oberflächlichkeit im Feuilletonstil und im Wahrnehmungsversagen einer Einzelnen sehen, sondern vielmehr ein Symptom für diese Gegenwart. Dazu siehe oben über das Schwinden des Gemeinsinns. Doch darüberhinaus markiert das Nichtwahmehmen von Offensichtlichkeiten in jedem Fall eine spezielle Form von Dummheit.

Fürchten Sie aber nicht, dass Ihre komplexe Verschreibkunst wegen ihrer Quasi-Unübersetzbarkeit Ihrer internationalen Rezeption im Wege steht?

Einige meiner Bücher sind bereits in andere Sprachen übersetzt, so z.B. Abschied von den Feinden ins Schwedische, Die Unvollendeten ins Französische und Polnische, Hundsnächte “ ins Russische, Abtrünnig wird derzeit ins Französische übersetzt. In den meisten Fällen hatte ich mit den Übersetzern persönlichen Kontakt, und bei allen Problemen, die sich mit den Texten ergaben, waren die der Verschreibkunst die geringsten. Das hat mich selbst erstaunt, aber so ist es (gewesen). Die eigentlichen Probleme bestanden in Anspielungen, Redewendungen und in zeit- wie landestypischen Spracheigenheiten, also Probleme, wie sie bei allen, auch konventionell geschriebenen Texten, beim Übersetzen auftreten dürften. Meine Texte erwiesen sich demnach keineswegs als “unübersetzbar”, nicht einmal als “quasi-unübersetzbar”.

Der andere Punkt in Ihrer Frage berührt den Adressaten meines Schreibens. Das wird vorrangig die Leserschaft meiner Sprache, also des Deutschen, sein. Weder schiele ich beim Schreiben nach der “Verfilmbarkeit” meiner Bücher, noch nach Schwierigkeiten bei eventuellen Übersetzungen. Wie auch sollten derlei Kalküle beschaffen sein? Wer seine Sprache verliert, der hat bereits alles verloren und gehört zu den vielen in der Welt umherstreifenden Erfrornen, wird zum Barbarus novus: fremder Sprachensplitter voll, doch sprachbeschränkt, gefühlsflach, gedankenlos –.

 

(Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Autors)


Noten

(1) Unabhängig von frei beweglichen Kapitalmengen stellen zu allen Zeiten die Eigentumsverhältnisse an Grund und Boden die Basis fürjede Volkswirtschaft. Daher konnten Manipulationen auf dem US-amerikanischen Immobilienmarkt 2008 auch der Auslöser sein für eine weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise – die gesamte Welt als Spekulationsobjekt.

(2) In den 1960er Jahren noch richteten die Wasserwerfer und Gummiknüppel der Polizei in westlichen Ländern sich gegen Demonstranten mit Marx-, Mao- und Che-Guevarra-Plakaten; heute liegen diese philokommunistischen Ikonen auf T-shirts und Postern in jedem Andenkenladen in den Fußgängerzonen zum Kauf bereit.